Das Silber der Kreuzritter by Fabian Lenk

Das Silber der Kreuzritter by Fabian Lenk

Autor:Fabian Lenk [Lenk, Fabian]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783473474738
Herausgeber: Ravensburger
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Jetzt drehte sich der Doge um und die Freunde erschraken. Sie blickten in ein uraltes Gesicht mit toten, milchigen Augen und unzähligen Falten. Der Doge war blind. Enrico Dandolos Mundwinkel hingen mürrisch herab. „Stimmt das, was ich da gerade hören musste?“, fragte er mit brüchiger Stimme.

„Ja“, preschte Leon vor. „Wir haben gesehen, wie das Geld der Kreuzritter gestohlen wurde. Außerdem wurden zwei Wachen entführt!“

Der Doge richtete seine weißen Augen auf Leon, und der Junge senkte den Blick.

„Wer bist du, dass du ungefragt deine Stimme erhebst?“, fragte der Doge schneidend.

„Entschuldigung“, murmelte Leon.

Enrico Dandolo mochte ein blinder Greis sein, aber Leon ahnte, dass man ihn keine Sekunde unterschätzen durfte. Dandolo verkörperte die Macht des Dogen mit jedem Zentimeter seines zerbrechlich wirkenden Körpers. Rasch stellte Leon seine Freunde und sich vor. Als der Junge die Katze erwähnte, machte diese einen Buckel und fauchte leise. Offenbar war der Doge auch ihr nicht geheuer.

„Schon gut, und jetzt berichtet, was ihr beobachtet habt!“, befahl der blinde Greis.

„Ja, und lasst bloß nichts aus!“, meldete sich Montferrat zu Wort.

Die Freunde erzählten alle Einzelheiten. Als Kim den Namen St. Pol nannte, schlug Montferrat die Hände vors Gesicht: „Großer Gott, das ist doch unmöglich!“

„Ruhe“, raunzte der Doge ihn an. Dann wandte er sich an die Kinder. „Wisst ihr, wohin die Diebe das Geld und die Wachen gebracht haben?“

So gut sie es konnten, versuchten die Freunde, den Ort zu beschreiben. Aber ihre Angaben waren nicht besonders genau.

Ungeduldig klatschte der Doge in die Hände. Sofort ging die Tür auf und eine der Wachen erschien.

„Sucht St. Pol“, ordnete Dandolo an. „Und viel wichtiger: Sucht die Truhen mit dem Geld. Wie viel Silbermark waren es überhaupt?“

Der Kreuzritter seufzte. „Etwa 90.000 Silbermark! Das Geld muss wieder her, unter allen Umständen. Wir müssen unsere heilige Mission erfüllen!“

„Richtig“, Certo!“, flüsterte die Wache ehrfürchtig und entfernte sich eilig.

„Auch ich werde meine Männer losschicken, um St. Pol zu schnappen“, sagte Montferrat entschlossen. „Wir müssen diesen Verräter zur Rechenschaft ziehen. Ein Kreuzritter stiehlt unser Geld, entführt unsere Männer. Wenn das der Papst erfährt …“

Der Doge tastete sich zum Tisch zurück. Er trank einen Schluck Wein, bevor er sagte: „Noch weiß Innozenz nichts von dem Diebstahl. Und wenn wir die Täter schnappen und das Geld finden, braucht er auch nichts zu erfahren. Es würde kein gutes Licht auf die Mission der Kreuzritter werfen. Man könnte meinen, dass Gott die Kreuzritter verlassen hat, mein lieber Montferrat. Ohne das Geld ist der Kreuzzug zu Ende …“

Der Ritter bekreuzigte sich. „Wie meint Ihr das? Ist es etwa nicht auch Eure Mission? Immerhin seid auch Ihr Christ.“

„Natürlich bin ich das“, entgegnete Dandolo ernst. „Und ich bedauere den Verlust des Geldes und das drohende Scheitern des göttlichen Auftrags mindestens ebenso. Aber Ihr wart es, der nicht richtig auf das Geld aufgepasst hat, Ihr habt den falschen Mann dafür eingesetzt.“

Nervös nestelte Montferrat an seinem Hemd. „Wie konnte ich ahnen, dass mein bester Mann …“ Er brach den Satz ab und schaute beschämt zu Boden.

„Schon gut“, sagte der Doge. „Geht jetzt, Montferrat und helft, die Täter zu jagen.“

Montferrat verabschiedete sich und wandte sich dann an die Kinder: „Los, ihr habt hier nichts mehr verloren.



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